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Schaffen Overlay-Tools Barriere­freiheit?

Sie haben es bestimmt auch schon oft gesehen: Dieses kleine Barrierefreiheits-Icon auf einer Website, hinter dem sich viele Einstellungs­möglichkeiten verbergen, die Barrierefreiheit versprechen. Es gibt immer mehr Anbieter auf dem Markt, die angeben, eine Website nur durch die Installation ihrer Software barrierefrei zu machen. Das klingt erst einmal nach einer fantastischen Lösung, die wenig Aufwand erfordert. Spoiler: Wir müssen Sie direkt zu Beginn enttäuschen, denn eine automatisierte Möglichkeit, die eine bestehende, nicht barrierefreie Website für Betroffene barrierefrei macht, gibt es nach derzeitigem Stand der Technik leider nicht.

Können Fehler auf einer Website automatisch behoben werden?

Wenn Fehler im HTML-Aufbau, in der Überschriften-Struktur oder in vergebenen ALT-Texten bestehen, kann dies nicht automatisiert behoben werden. Eine manuelle Überarbeitung der Seite ist dann notwendig.

  • Hat beispielsweise ein Bild einen zugewiesenen Alt-Text, wird dies von automatisierten Tests als "bestanden" bewertet. Ob ein Bild mit einer Sonnenblume aber den unzutreffenden und nicht hilfreichen Alt-Text "Erdbeerfeld" hat, kann nur ein Mensch entscheiden und anpassen.

  • Wenn es keine Struktur-Elemente wie <header>, <section> oder <nav> auf einer Website gibt, kann kein Tool diese sinnvoll hinzufügen.

  • Wenn ein <div>-Element per JavaScript die Funktion eines Buttons erhält, versteht keine assistive Technologie nur durch Einbindung eines Overlay-Tools, dass es sich um einen Button handelt.

  • Hat ein Video keine Untertitel und startet dazu auch noch direkt beim Seitenaufruf – Sie ahnen es – kann dies nicht automatisiert ergänzt und umgestellt werden.

Sind Anpassungen über die Optionen des Tools hilfreich?

Visuell

Overlay-Tools bringen viele visuelle Einstellungs-Möglichkeiten mit; so können Hintergrund- und Vordergrund-Farbe und Schriftgrößen eingestellt werden. Betroffene legen dieses als Grundeinstellung aber bereits in ihrem Browser fest, die dann für alle Websites gelten – die dies unterstützen. Auch diese Unterstützung kann nicht nachträglich automatisch erzeugt werden. Eine individuelle Einstellung auf jeder neu besuchten Website mit Overlay-Tool kann so also nur als kontraproduktiv und nicht praktikabel bezeichnet werden.

Sprachausgabe

Auch die von vielen Overlay-Tools mitgebrachte Sprachausgabe bedeutet eigentlich nur einen weiteren Overhead. Betroffene nutzen ihre eigenen assistiven Tools – zum Beispiel Screenreader wie NVDA, VoiceOver, JAWS, TalkBack und Narrator. Warum sollten sie also im Browser eine Zweitlösung benutzen, die neu erlernt werden muss und im schlimmsten Fall eine doppelte Sprachausgabe erzeugt?
Mehr über Screenreader erfahren.

Haben andere Stellen Overlay-Tools auch schon bewertet?

Staatliche Überwachungs­stellen und viele Behinderten­organisationen wie der DBSV (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband) haben bereits von solchen Overlays abgeraten: Natürlich gibt es hierzu viele Einschätzungen, von denen wir ein paar vorstellen:

  • Die Bundesfachstelle für Barrierefreiheit schreibt:
    "Oft verschlechtert die Einbindung eines Overlay-Tools die Zugänglichkeit eines Webauftritts für Nutzende Assistiver Technologien."
    Ganze Einschätzung der Bundesfachstelle lesen (öffnet in neuem Tab).

  • Der Fachausschuss für Informations- und Tele­kommunikationssysteme (FIT) beim DBSV resümiert:
    "Festzustellen ist jedoch, dass Accessibility Overlays nach dem Stand der Technik nicht in der Lage sind, eine Webseite von außen und quasi auf Knopfdruck umfassend barrierefrei zu gestalten. Sie versagen insbesondere im Bereich der Zugänglichkeit für blinde Menschen."
    Die gesamte Stellungnahme lesen (öffnet in neuem Tab).

  • BIK vergibt keine Siegel mehr für Seiten mit Overlay-Tool.
    Ende 2025 hat sich auch der (nicht-staatliche) Prüfverband BIK von diesen Tools distanziert und vergibt keine Siegel mehr für Seiten mit Overlay-Tool, auch wenn die Seite an sich barrierefrei gewesen wäre.
    Gesamtes Statement lesen (öffnet in neuem Tab).

  • Experten für digitale Barriere­freiheit lehnen Overlay-Tools ab:
    Mittlerweile haben über 1000 Experten das sogenannte "Overlay-Factsheet" unterzeichnet, das sich gegen die Verwendung solcher Tools ausspricht. Darunter finden sich Mitwirkende und Autoren der WCAG-, ARIA- und HTML-Standards, Barrierefreiheits-Experten von Unternehmen wie Apple, Dell, eBay, Google und Microsoft, Barrierefreiheits-Experten von Hochschulen, Anwälte für Menschen mit Behinderungen und Mitwirkende an Software für unterstützende Technologien wie JAWS und NVDA sowie etliche Endnutzer mit Behinderungen.
    Overlay-Fact-Sheet aufrufen (öffnet in neuem Tab).

Fazit (TL;DR)

Nach aktuellem Stand der Technik gibt es kein Overlay-Tool, das eine Barrierefreiheit automatisch herstellen kann. Für eine barrierefreie Website ist eine manuelle Prüfung unerlässlich.

  • Strukturelle Fehler können nicht automatisiert behoben werden.

  • ALT-Texte müssen von Menschen geprüft und angepasst werden.

  • Visuelle und weitere Einstellungen werden mit Browser-Einstellungen und von spezieller assistiver Technologie übernommen. Es ist kein zusätzliches Tool erforderlich.

  • Die Zugänglichkeit wird oftmals durch Overlay-Tools verschlechtert.

  • Viele Experten und Fachstellen raten von Overlay-Tools ab.

LEUCHTKRAFT achtet im gesamten Prozess der Website-Entwicklung – von Konzeption und Gestaltung bis zur Programmierung – auf eine barrierefreie Umsetzung. Unser abschliessendes Accessibility-Audit bestätigt die Barrierefreiheit Ihrer neuen Website.

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